13 Februar 2018

EIN TYPISCHER TAG IM LEBEN EINES BREMBO BREMSSATTELS BEI DER RALLYE DAKAR

Hier erfahrt ihr mehr darüber, was in 24 Stunden passiert

Hallo, ich bin ein Brembo Bremssattel und möchte euch erzählen, wie ein ganz normaler Tag der Rallye Dakar, dem härtesten Rennen der Welt, bei mir aussieht: das Rennen geht über fast 9.000 km, die Hälfte davon wird in Sonderprüfungen gefahren, es geht durch Peru, Bolivien und Argentinien. Momentan sind wir gerade in Arequipa in Peru, auf einer Höhe von 2.335 m.
Ich gehöre zur Bremsanlage eines wichtigen Rennteams, das bei der Rallye Dakar zum Kreis der Favoriten zählt. Gemeinsam mit meinen Kumpels, der Bremsscheibe und den Bremsbelägen, bin ich Teil eines Brembo Bremssystems. Wir sind ein eingeschweißtes Team und wurden extra dafür entwickelt und hergestellt, damit die Fahrzeuge, die die Rallye Dakar gewinnen wollen, mit uns ausgestattet werden können.
Wir sind sozusagen vorbelastet: schon unsere Vorfahren, Brembo Bremssysteme aus früheren Zeiten als die Rallye noch in Afrika stattfand und sich Paris-Dakar nannte, haben  jede Menge Rennen gewonnen.
 
7 Uhr morgens: Gestern Abend wurde ich, nachdem ich ein paar Stunden gereinigt und meine Einzelteile durchgecheckt worden waren, wieder ins Auto eingebaut, um heute Früh gleich bereit für die nächste Etappe zu sein: wenn es irgendwelche Probleme gegeben hätte, wäre ich durch einen anderen Bremssattel ersetzt worden. Ich fühle mich bestens erholt: ich habe 9 Stunden durchgeschlafen, trotz des hohen Lärmpegels, der hier im Fahrerlager ständig herrscht.

8 Uhr morgens: Der Pilot startet den Motor, wir fahren ein paar hundert Meter durch das Fahrerlager bis zum Startpunkt der nächsten Etappe. Sozusagen ein bisschen Stretching, bevor es los geht, meine 6 Kolben, 5-6 Mal Vor- und Zurückbewegen, so kann man am besten kontrollieren, ob alles so funktioniert wie es muss und ob auch alles perfekt mit meinen Partnern abgestimmt ist: mit den Brembo Bremsbelägen, die sich zu diesem Anlass in einer Länge von 164 mm präsentieren (die Rallyeversion ist 140 mm lang) und mit der Bremsscheibe, die auch von Brembo kommt. Ihr Durchmesser ist 355 mm, sie besteht aus einem Reibring aus Grauguss und einem Alu-Topf – so werden Haltbarkeit und Leichtigkeit kombiniert. Alles bestens bei den Bremsungen, mir wird schon wärmer.
 
8.40 Uhr: Die Sonderprüfung beginnt, nun wird es ernst. 1. Gang, 2., 3., “Achtung, Böschung weiter vorne”, höre ich die Stimme des Co-Piloten. Ich bereite mich also vor. Der Fuß drückt aufs Bremspedal, das den Druck auf die Bremsflüssigkeit überträgt. Diese erreicht mich wie ein Blitz: meine Kolben werden sofort aktiv und drücken auf die Beläge, sodass diese auf die Bremsscheibe drücken. Der Fahrer hat Timing und Druck perfekt berechnet. Wir driften durch die Kurve und beschleunigen wieder. Die erste Bremsung des heutigen Tages ist geschafft. Das Eis ist gebrochen.

10.10 Uhr: Zwei Stunden lang geht das so, in unregelmäßigen Abständen wird abwechselnd gebremst und Gas gegeben, ändern tut sich nur der Druck, den der Fahrer ausübt, und die Dauer der Bremsung. Durch die ständige Anstrengung, aber auch durch die Sonne, die immer höher auf dem Himmel steht, ist meine Körpertemperatur ziemlich angestiegen, sie liegt nun bei etwa 190°C, aber ich fühle mich weiterhin sehr gut in Form, ich habe mich ja auch lange genug vorbereitet, damit ich auch bei höheren Temperaturen nicht schlappmache. Meine Optimaltemperatur liegt zwischen 150°C und 200°C, aber auch bei 230-240°C kann ich meinen Aufgaben noch zur absoluten Zufriedenheit nachkommen.
 
11.05 Uhr: Gerade haben wir eine starke Bremsung hinter uns gebracht, von 180 km/h auf 60 km/h. Wahnsinnig anstrengend, vor allem wenn man bedenkt, dass das Gefährt fast drei Mal so schwer ist wie ein Rallyeauto. Die Bremsscheibe hat sich am meisten erhitzt, ihr Reibring hat nun eine Temperatur von 750°C – trotzdem ist sie kein bisschen verformt. Um diesem Problem vorzubeugen, haben die Brembo Techniker nämlich an der schwimmenden Befestigung gearbeitet, die dabei hilft, dass die Scheibe sich bei Erhitzung nicht ausdehnt.

12.45 Uhr: Auf diesen Abschnitt voller Steine hätte ich gut verzichten können. Der Pilot und sein Co-Pilot werden stark durchgeschüttelt, ich aber bin glücklicherweise gut am Fahrzeug verankert. Natürlich wurde ich auch von ein paar Steinen getroffen, aber trotz dieser Schläge funktioniere ich noch einwandfrei. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit ausdrücklich bei den Entwicklern bedanken, die die interne Kanalisation und die Entlüfternippel an der Innenseite des Sattels positioniert haben und damit verhindern, dass diese wichtigen Teile an mir von gefährlichen Steinbrocken getroffen werden können. Dank „Mama Brembo“ sind wir stark und robust: ich bin aus Aluminium und aus einem einzigen Aluminium-Block entstanden.
 
13.20 Uhr: Diese Dünenlandschaft scheint gar nicht mehr aufzuhören. Ständig geht es auf und ab und die meiste Zeit bin ich einfach nur Zuschauer. Um hoch zu fahren, braucht man die Bremsen nicht, man muss nur das Gaspedal mit Gefühl betätigen, um sich nicht im Sand einzugraben oder nicht zu schnell über die Düne zu fliegen. Einige Teile des Fahrzeugs beschweren sich lautstark darüber, dass sie überall Sand spüren. „Ich habe den Sand sogar in der Unterwäsche“, sagt eine Komponente, ich sage jetzt nicht wer. Ich selbst habe keinen Grund mich zu beschweren, ich bin so entwickelt worden, dass Sand nicht in mein Inneres eindringen kann, um meine Funktionsfähigkeit nicht zu gefährden.

14.40 Uhr: Wir haben auch den fünften Checkpoint erreicht, alles soweit in Ordnung. Auf den sandigen Strecken hatte ich Gelegenheit, mich auszuruhen, jetzt fühle ich mich sehr gut in Form. Am meisten spürt der Bremsbelag die Anstrengung, er ist mittlerweile, durch das viele Reiben an der Bremsscheibe, schon ganz dünn geworden: beim Start war seine Dicke 18 mm, jetzt nur noch 15 mm (bei einer Marathon-Etappe sinkt sie sogar auf 11 mm!). Im Gegensatz zu anderen Bremsbelägen, die sich bei der Abnutzung deformieren, nutzt sich die Oberfläche meines Freundes gleichförmig ab, weil ich sechse Kolben in meinem Inneren habe, die auf die gesamte Belagsoberfläche wirken.
 
16.25 Uhr: Das Ende der Etappe naht, jeder gibt noch einmal sein Bestes. Auf dieser Schotterstrecke erreicht man hohe Geschwindigkeiten, auch in den Kurven – der Fahrer hat bestimmt seinen Spaß: Um in der Spur zu bleiben, verwendet er oft die Bremsen und korrigiert damit ständig die Fahrtlinie des Autos. Dadurch ist allerdings die Bremsanlage ständig unter Druck: die Brembo Bremsflüssigkeit erreicht 250°C, aber ihr Siedepunkt ist viel höher, daher verändern sich ihre Eigenschaften nicht. Auch Sattel und Scheiben finden kaum Zeit abzukühlen – hier helfen die individuell gestalteten Belüftungen, die Temperaturen unter Kontrolle zu halten.
 
17.30 Uhr: Die Sonderprüfung ist zu Ende, wir erreichen das Fahrerlager nach ein paar Kilometern Fahrt in gemütlicher Reisegeschwindigkeit. Alle sind aufgekratzt, weil wir wieder einen Tag erfolgreich hinter uns gebracht haben. Nun heißt es, sich zu verabschieden, da das Auto, sobald wir im Fahrerlager ankommen, von den Mechanikern wieder auseinandergebaut wird. Wir können es gar nicht erwarten, endlich in ihren Händen zu landen und gründlich gereinigt zu werden, auch wenn es mir immer ein bisschen unangenehm ist, wenn jeder Winkel von mir kontrolliert wird, um sicher zu sein, dass es keine Probleme gibt. Wenn die Mechaniker das Okay dafür geben – was ich annehme – werde ich morgen wieder ins Rennen gehen. Die Bremsscheiben und –beläge hingegen werden nach jeder Etappe ausgetauscht.
 
So, nun entschuldigt mich bitte, ich muss jetzt nach Hause telefonieren.
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